Was tun? Sprachhandeln – aber wie?
die anregungen zum antidiskriminierenden sprachhandeln sind jetzt auch in gedruckter version vorhanden. das heft ist im sekretariat (georgenstr. 47, raum 1.08) dienstags und donnerstags erhältlich.
AG Feministisch Sprachhandeln: „Was tun? Sprachhandeln – aber wie? W_Ortungen statt Tatenlosigkeit. Anregungen zum antidiskriminierenden Sprachhandeln“. 2013.
blog zu feministischem sprachhandeln
in kürze erscheint ein sprachleitfaden der AG feministisch sprachhandeln der humboldt-universität zu berlin
unter dem titel
„Was tun? Sprachhandeln – aber wie? W_Ortungen statt Tatenlosigkeit. Anregungen zum
Nachschlagen
Schreiben_Sprechen_Gebärden
Argumentieren
Inspirieren
Ausprobieren
Nachdenken
Umsetzen
Lesen_Zuhören
antidiskriminierenden Sprachhandeln“
dazu gibt es hier einen blog, auf dem der fertige sprachleitfaden veröffentlicht wird: http://feministisch-sprachhandeln.org/
interview: die normalität entnormalisieren
„die normalität entnormalisieren.” interview mit lann hornscheidt.
in: migrazine.at 2/2013. http://www.migrazine.at/artikel/die-normalit-t-entnormalisieren. stark gekürzte fassung erschienen in: an.schläge 11/2013. http://anschlaege.at/feminismus/2013/11/die-normalitat-entnormalisieren/.
termine
termine von oktober bis januar
31. oktober: universität osnabrück, 16-19 uhr (raum 15/130, ehem. Senatssitzungssaal im EW), vortrag „Wie kann ich gerechter sprechen? Ist eine diskriminierungsfreie Sprache möglich?“
11. november: universität frankfurt a.m., vortrag bei der queeren ringvorlesung „wie nervig ist das denn und können wir nicht lieber mal was richtiges machen? zum sinn und unsinn von diskussionen zu sprache, sprachlichen veränderungen und diskriminierung.“
23. november: universität hildesheim, workshop zu antidiskriminierenden lebensentwürfen
22. januar 2014: universität oldenburg, vortrag „über sprachpolitiken, political correctness und neue sprachinterventionen“
vortrag am 19. september in zürich
19. september: universität zürich. vortrag: feminstische sprachveränderungen – bringt das überhaupt was? flyer zur veranstaltung, abstracts der vorträge
Feministische Sprachveränderungen – bringt das überhaupt was?
Spielt Sprache überhaupt eine Rolle? Gibt es nichts Wichtigeres? Und obwohl es mittlerweile so viele Sprachveränderungen gibt, sieht die Welt doch trotzdem nicht anders aus, oder? Die Präsentation wird ausgehend von solchen und ähnlichen Fragen Thesen zum Zusammenhang von Sprache und politischen Handlungen diskutieren. Dabei werden Zielsetzungen von Sprachveränderungen und Veränderungsvorschlägen ebenso eine Rolle spielen wie Vorstellungen dazu, was Sprache, Welt, Subjekt und Diskriminierung ist.
nächste termine
termine
(ausführliche informationen siehe unten)
7. juni: antifee-festival in göttingen. workshop „wie kann ich trans_x_end schreiben?“ (nur für t*lf)
17. juni: frankfurt/main (heinrich böll stiftung). vortrag und podiumsdiskussion zu umgang mit sprache und rassismus in deutschland
18. und 19. juni: universität innsbruck (studiengang gender und migration). seminar sprache und diskriminierung
30. august: södertörns universitet (stockholm). workshop sprak och diskriminering; zusammen mit mats landqvist
16. august: universitet agder (norwegen). opposition dissertation helle ingeborg mellingen.
19. september: universität zürich. vortrag zu sprache und sexismus: neue tendenzen und ideen (arbeitstitel)
8. oktober: stockholms universitet, tyska institutionen. vortrag: kann sprache neutral sein?
10. oktober: södertörns universitet (stockholm). keynote auf der konferenz „language and gender“: trans_x_ing linguistic politics and policies
28. oktober: vortrag in osnabrück (genaue information folgt)
11. november: vortrag bei der queeren ringvorlesung frankfurt a. m.
————————
7. juni: antifee-festival in göttingen. workshop „wie kann ich trans_x_end schreiben?“ (nur für t*lf)
trans_x_end schreiben: wie kann ich schreiben und dabei anwesend sein?
wie kann ich sprachliche ausdrucksformen verändern, herausfordern, neu fassen?
was bedeutet eine auseinandersetzung mit unterschiedlichen aspekten von sexismus/genderismus dafür wie ich mich ausdrücken kann, wie ich kommunizieren will? im workshop werden verschiedene anregungen gegeben und es gibt raum neue und ungewohnte sprachformen auszuprobieren.
17. juni: frankfurt/main (heinrich böll stiftung). vortrag und podiumsdiskussion zu umgang mit sprache und rassismus in deutschland
Wie inklusiv kann Sprache sein?
Diskussion zur aktuellen Rassismus- und Sexismusdebatte
Datum: 17. Juni 2013
Ort: Haus am Dom, Domplatz 1, Frankfurt am Main
In den immer wieder aufkommenden Debatten zu Rassimus und Sexismus im letzten Jahr hat Sprache eine wichtige Rolle gespielt. Zuletzt auf dem Kongress der Tageszeitung taz Ende April in Berlin bei der Veranstaltung „Meine Damen und Herren, liebe N-Wörter und Innen“, bei der es zu einem Eklat kam, der viele Reaktionen nach sich gezogen hat.
Zwischen den Polen „Verletzung durch rassistische Sprache“ und „Zensur durch politische Korrektheit“ scheint eine Diskussion schwierig. Dimensionen von Kontext und von Bedeutungswandel von Sprache drohen in den Hintergrund zu geraten.
Die aktuellen Auseinandersetzungen um das N-Wort haben erneut Fragen wieder virulent werden lassen, die wir auch aus Diskussionen um Sexismus kennen:
Welche Bedeutung hat Sprache? Wie hängen Sprache und Normierungen zusammen?
Welcher Zusammenhang besteht zwischen gesellschaftlichen und sprachlichen Veränderungen? Was kann Sprache überhaupt leisten? Wie inklusiv kann Sprache sein? Welche Rolle kommt Sprache beim Abbau von Diskriminierungen zu?
Diese Fragen sollen aus unterschiedlichen Perspektiven thematisiert werden.
Einführungsvortrag
Lann Horscheidt, Professx für Gender Studies und Sprachanalyse am Zentrum für Transdisziplinäre Geschlechterstudien, HU Berlin
Diskussion mit:
Lann Hornscheidt
Philippp Khabo Koepsell, Spoken Word Performer, Mitglied der Rap/Poetry Formationen New Night Babies und Blaque ReinneCarnation sowie der Hip Hop Gruppe Dead Horse Running
Marc Fabian Erdl , Germanist (Dissertation: „Die Legende von der politischen Korrektheit“), Lehrer am Berufskolleg Köln
Moderation:
Sheila Mysorekar, Journalistin, Vorsitzende Neue Deutsche Medienmacher, Köln
10. oktober: södertörns universitet (stockholm). keynote auf der konferenz „language und gender“: trans_x_ing linguistic politics and policies
trans_x_ing linguistic politics and policies: dimensions of linguistic actions against interdependent discriminations. Although there has been feminist and anti-racist linguistic theories, research and interventions for more than 50 years in western european and u.s.american contexts, sexist/genderist and racist linguistic discrimination is still prevalent in these contexts. Does this mean that language does not play a role? or that sexism_racism is so manifest that it just is changing all the time? In how far has feminist and antiracist linguistics been discriminating itself by ignoring white western dementioned normalizations and by a re_production of binary genderings and cisgendernorms as one and only possible imagination? My lecture discusses different lingustic dimensions of interdependent genderist/sexist discriminations and different possible, irritating and unconventional forms of interventions. I will present a constructivist model for anti-genderist interpendent linguistic analysis and politics which even challenges academic forms of linguistic knowledge production.
enttäuschen
enttäuschen meint doch eigentlich ‚nicht mehr getäuscht sein‘, ‚nicht mehr täuschen‘. täuschen ist doch eigentlich nicht schön, lenkt ab, lässt mich nicht wahrnehmen, wie dix andere ist, eine konkrete situation, legt stattdessen geschichten darüber. geschichten, die von meinen erwartungen genährt sind. ich erwarte was. ich warte. ich bin nicht im jetzt. sondern in einer imaginären zukunft. und warte das was geschieht. so wie ich es mir vorstellen. das ist dann selten so. dann bin ich enttäuscht. enttäuschen im sinne von nicht mehr getäuscht sein ist aber doch eigentlich gut, oder? wie kann es also sein, dass die ‚normale‘ bedeutung von enttäuscht sein so negativ ist in dieser gesellschaft?
enttäuscht sein ist doch so verstanden eigentlich ganz schön gut. wenn ich ent-täuscht bin, dann mache ich mir nichts vor, mir nicht und anderen nicht. dann habe ich keine täuschungsbrille auf, durch die ich mich und andere sehe und dann eben immer anders und verzerrt und nicht ganz passend wahrnehme. dann habe ich keine zukunftsgerichteten er-wartungen, sondern nehme wahr, was gerade und jetzt ist, ohne so eine brille. bin offen für das was ist. wenn ich wahrnehme was gerade und jetzt ist, dann kann ich vielleicht nicht so leicht ent-täuscht sein, dann bleibe ich einfach in der beobachtung dessen, was gerade ist. enttäuschung braucht vorstellung braucht abstand.
enttäuscht sein ist konventionalisiert was negatives: es ist nicht schön enttäuscht zu sein, es ist eine verletzung, von der ich glaube, dass eine andere person sie mir zufügt. enttäuscht sein ist also auch meistens auf eine andere person gerichtet, die irgendwie dafür zuständig oder verantwortlich ist. enttäuscht sein ist ein misslingen von kommunikation, ist ein nicht erfüllen meiner erwartungen. dann bin ich enttäuscht.
wenn ich das wort auseinandernehme, wenn ich ent-täuschung als ‚nicht mehr getäuscht sein‘ lese, dann ist ent-täuschung aber ja eigentlich was tolles. eine erleichterung, eine aufgabe von zurichtenden bildern, aufgabe von projektionen, ein wahrnehmen davon, wie es ist, einfach so, keine projektionen auf andere gelegt.
dass ‚enttäuscht sein‘ in dieser gesellschaft was negatives ist, ganz klar negativ, ein schreckliches gefühl, sagt ja vielleicht auch was darüber aus, was in dieser gesellschaft so normalisiert ist an vorstellungen dazu, wie kontakte von menschen mit- und untereinander sind: sich etwas vorzumachen, erwartungen und bilder sich gegenseitig überzuhelfen, sich nicht einfach wahrnehmen, loslassen, stehenlassen, sondern die andere person bestimmen und zurichten zu wollen entsprechend meinen bildern, die vielleicht häufig auf meinen mehr oder weniger reflektierten und mir bewusst gemachten bedürfnissen beruhen – die andere erfüllen sollen, nicht ich selbst. wenn ich sie einfach wahrnehme, die anderen, wenn ich sie loslassen kann, wenn ich mich nicht von ihr und ihren handlungen abhängig mache, dann kann ich auch nicht ent-täuscht sein. ent-täuscht sein ist so verstanden also eigentlich eine chance auf begegnungen, begegnung von menschen miteinander und nicht länger mit meinen bildern und vorstellungen, die doch nie stimmen oder eben nur für mich stimmen aber nicht wirklich die andere person meinen. nur mein bild von dieser.
mich ent-täuschen ist also vielleicht mehr bei mir ankommen und mehr und mehr die bilder von anderen loslassen – und so dann irgendwann und irgendwie auch anderen begegnen und nicht länger mehr ihrer passgenauigkeit oder –ungenauigkeit in meine bilder.
ent-täuschen wird so zu einem wunsch, zu einer fähigkeit, im jetzt zu sein, bei mir zu sein, meine bilder und projektionen zu mir zurück zu holen, nicht mehr auf andere zu legen. die bilder wegzunehmen und die anderen personen dann dadurch als andere personen wahrnehmen zu können und nicht länger als meine bedürfnisbefriedigungen, die dann immer nur eine zeitlang und ein stückweit funktionieren – und mich dann wieder (konventionalisiert) enttäuscht zurücklassen. enttäuscht sein ist also das, was ich mir selber sein könnte und will, stattdessen nach außen zu verlagern, andere dafür verantwortlich zu machen, anderen die schuld zu geben an meinem mich schlecht fühlen. mich zu ent-täuschen in meinem neu überlegten sinne wäre also ein mehr zu mir kommen und dadurch dann irgendwann auch mehr anderen zu begegnen, als andere.
ent-täuschen, wow, was für ein weg. von der so starken konventionellen einlesung als was negatives hin zu einem anwesenden positiven klaren selbstgefühl.
rezension im weiber diwan
video: draufsicht gender
video mit lann hornscheidt: draufsicht gender staffel 3 mdg geschlechtergerechtigkeit
versicherung teil iv: entsichert. versicherungslos entpersonalisiert
versicherung teil iv: entsichert. versicherungslos entpersonalisiert
und dann
kenne ich personen
nicht
personen
die gar nicht in die situation kommen
über versicherungen nachdenken zu können überhaupt
egal ob angst-im-zaum-veräußerungsversicherungen, hausratlebensstrukturanschaffungsversorgungsversicherungen
sterbe- und drama- und normalisierungsversicherungen
mein nicht-kennen von ihnen ein essentieller unabdingbarer bestandteil meiner essentiellen unabdingbaren versicherungskomplettpakete
personen die keine versicherungen angeboten bekommen keine versicherungen haben die nicht die ressourcen haben über versicherungen nachzudenken, nicht die papiere haben um personen zu sein, die versicherungen in anspruch nehmen könnten, nicht die wohnungen haben, an die versicherungspapiere geschickt werden könnten, nicht das geld, nicht den status, nicht die wahrnehmung,
die ihr leben im freien fall überleben versuchen
ihr leben ent_sichert
die wenn sie krank sind nicht krank sind
wenn sie keinen lohn kriegen keinen lohn kriegen
die öffentliche räume meiden müssen, um nicht aufzufallen, wahrgenommen zu werden
die wegrennen müssen wenn ihnen was runterfällt, sie in einen unfall verwickelt sind, die kriminalisiert sind in und durch meine vielfältigen versicherungspolicen um selbst auch nur ansatzweise überleben zu können
deren entsichertes überleben das kleingedruckte meiner versicherungen ist
der anhang den ich nicht lese
nicht lesen muss. so kleingedruckt, so weit weg geschoben, hinter grenzen und wahrnehmungen, dass es sie nicht gibt mehr, die personen, quasi. übertragen und brutal direkt
meine absicherung ihre entsicherung
personen
die ich nicht kenne
die ich gar nicht kennen kann vielleicht
weil sie gestorben sind weil sie verhungert sind keine medizinische hilfe bekommen haben weil ich mit meinen reiseversicherungen nicht in die slums fahre, in denen sie wohne, nicht in die vororte meiner eigenen stadt gehe, wo sie in containern eingesperrt verwahrt auf ihre abschiebungen warten, nicht in die knäste, nicht unter die autobahnbrücken, in die obdachlosenheime, die leer- und doch nicht leerstehende verseuchten fabrikgebäude, in die bahnhofs- und u-bahnwartehallen und bahngleise, die nächtlichen kaufhauseingänge, die rundumdieuhr-fabriken für meine handtücher_jeans_cornflakes
weil sie tot sind, weil sie nicht leben, weil sie kein gehör finden, von mir, egal wie laut sie schreien, vor wut, verzweiflung, schmerzen, angst
weil ich sie für tot erkläre in und mit meinem abgesicherten leben, ihnen nicht den status des menschseins gebe, nicht zuhöre, nicht hinhöre, schalldicht, gefühlsabgedichtet, neoliberal individualisiert entkollektviert
personen die ich wähle nicht zu kennen
personen, reduziert auf ihre funktion zu funktionieren in meinem kapitalisierten abgesicherten leben
meine tödlichen überlebensversicherungen
wie hoch ist der preis des eigenen lebens?
was ist die schönheit von leben?
für wex? zu welchem preis?